Die Ausgangsidee des Ausstellungsbeitrags für den diesjährigen Fotopub ist, mit Bildtypen zu arbeiten, die inhaltlich und in unmittelbarer Verbindung zu stehen. Bildtypen wie zum Beispiel Straßenschilder, erläuternde Tafeln, Hinweistafeln sind öffentliche Bilder, die einen Betrachter an einem spezifischen Ort über bestimmte Begebenheiten dieses Ortes aufklären. Es handelt sich gewissermaßen um ‚Zeige-Bilder’. Man denke an eine Hinweistafel in der Natur, entlang eines ausgewiesenen Wanderweges, die eine Übersicht über die vor Ort zu findende Tier und Pflanzenwelt gibt. Diese eher didaktischen Bilder haben einen unmittelbaren zeitlichen Bezug zu dem jeweiligen Ort. Andere Bilder, beispielweise gerenderte Computeranimationen, die vor Baustellen stehen, verweisen auf ein zukünftiges Stadium des jeweiligen Ortes. Wieder andere, beispielsweise Hinweistafeln über Ausgrabungen, verweisen auf etwas, das bereits in der Vergangenheit liegt. Auch die Unmittelbarkeit des Verhältnisses zwischen Bild und Ort kann variieren. Während man bei der Computeranimation vor einer Baustelle unter Umständen deutlich den Zusammenhang erkennt, zeigt die Hinweistafel am Wanderweg Tiere, die dort potenziell leben, die man mit großer Wahrscheinlichkeit aber nicht zu Gesicht bekommt. Auch der Hinweis im Rahmen eines archäologischen Fundes verlangt meist ein gewisses Maß an Vorstellungsvermögen, um sich diesen Ort, in einem weit in der Vergangenheit liegenden Zustand, vorzustellen.

Die Entscheidung für das in Novo Mesto als Ausstellungsort ist ein weiterer Grundpfeiler für unseren Ausstellungsbeitrag. Den absolut neutralen Ausstellungsraum gibt es nicht, allerdings weist die Idee des Whitecube in die Richtung eines solchen Ideals. Wenn man sich für einen Ausstellungsort entscheidet, der sich erstens nicht im Erfahrungshorizont einer potenziellen Besucherschaft als Ausstellungsort für Kunst befindet, der zweitens nicht von sich aus die Neutralität besitzt, um künstlerischen Arbeiten ‚Luft zum Atmen‘ zugeben, muss man Ort und Arbeit sehr stark aufeinander abstimmen. Die einfache Methode ist, die Arbeit so ‚laut‘ zu gestalten, dass sie den Ort physisch dominiert. Die komplexe Art ist es, den Ort, seine Struktur und seine Bedeutungen aufzugreifen und in einen Zusammenhang mit der Arbeit zu stellen. Im Idealfall bilden Ort und Arbeit eine Einheit. Der Ort wird zur Arbeit. Das hinzugefügte Kunstwerk hat dann gewissermaßen die Funktion den Ort zu aktivieren.

Ein Campingplatz als Ausstellungsort. Dort gibt es Wiesen, Wald, schmale Schotterwege, einen Fluss mit Badestelle, ein Grillofen, eine Feuerstelle mit Sitzplätzen und eine kleine Hütte. Bei der Kombination des Campingplatzes als Ausstellungsort mit den oben beschriebenen öffentlichen ‚Zeige-Bildern‘ ergeben sich bestimmte Themengebiete, wie Freizeit, Baustelle, Archäologie, Natur, Kunsthandwerk und ähnliche. Diese Themen haben wir weiter ausdifferenziert und dazu Bilder zusammengetragen, kombiniert, bearbeitet. Ziel ist, dass unsere Bilder, wie ihre , die Funktion des ortsspezifischen Verweisens erfüllen, aber auch darüber hinaus gehen. Beispielsweise erweitern wir mit einer künstlerischen Arbeit innerhalb des Gesamtgefüges das Genre des ‚Zeige-Bildes‘ um eine bekannte Erzählung aus dem Bereich des Fiktionalen: Die Schatzsuche. Vier Bildtafeln stehen unmittelbar vor einem dichten Gebüsch. In das Gebüsch ist mit Stockschlägen der Einstieg eines Pfades angelegt worden. Die Bildtafeln stehen durch ihre Position in Verbindung zu Gebüsch und Pfad. Eher indirekt und abstrakt reichern die Bilder diesen Ort an, thematisieren einen Schatz, den mühsamen und gefährlichen Weg dorthin mithilfe einer Schatzkarte. Darüber hinaus funktionieren die Arbeiten aber auch autonom als Gruppe von vier Bildern, die unabhängig vom Kontext immanent aufeinander verweisen, sich selbst thematisieren, Oberfläche sind. Während wir uns für die Installation im Rahmen des Fotopub 2016 einem spezifischen Genre zuwenden, bedeutet das nicht, dass andere Bildinteressen außen vor bleiben. Immer geht es auch um zeitgenössische künstlerische Bildproduktionen, die uns in all ihren Erscheinungsformen interessieren.

Unser Prinzip im Umgang mit Bildern ist, dass wir uns nicht einfach innerhalb gängiger Verwendungsweisen und Ästhetiken bewegen, sondern diese verhandeln wollen. Der Unterschied liegt in der , die wir als Autoren zu den Bildern einnehmen, zumindest versuchen einzunehmen. Wobei es gleichzeitig natürlich auch darum geht, sich auf die Bilder einzulassen, sie zu genießen, sich in ihren Sog zu begeben. Wir glauben, dass zu viel Distanz zu einer langweiligen, rein intellektuellen Arbeit führt. Die Devise ist, zwischen Nähe und Distanz zu finden.


2016, Novo Mesto
featured auf YET magazin

Dokumentation: Klemen Ilovar und TI&TO